Meerschweinchen mit Bisswunden, Kaninchen mit Hautkrankheiten – solch kranke Tiere werden Kunden in Berlin und Brandenburg einfach im Einzelhandel verkauft. Die Tierschutzorganisation PETA fordert von der Politik, den Handel mit Kleintieren stärker zu reglementieren.
Die Aufnahmen zeigen, dass unter anderen in einer Filiale von Pflanzen-Kölle und in einem Geschäft von Futterhaus Kleintiere mit ernsthaften Krankheiten oder Verletzungen verkauft werden. In allen besuchten Läden hat die Expertin von PETA verletzte und kranke Tiere gefunden. Dies wurde nach tierärztlichen Untersuchungen bestätigt.
Schon 2016 stellte die Charité in einer Studie mit Meerschweinchen aus Berliner Zoohandlungen, fest, dass 55 von 59 Tieren einen ansteckenden Hautpilz hatten. Tierärztin Jeannette Koepsel diagnostiziert auch in der aktuellen Stichprobe des rbb Verletzungen und Krankheiten, darunter typische Bisswunden und Infektionen.
Ein Tier mit Bisswunden wurde bei Pflanzen-Kölle im sogenannten Crowding-Verhältnis gehalten. Das bedeutet, dass viele Tiere mit häufigem Wechsel in hoher Besatzdichte zusammenleben. Das Unternehmen sieht gegenüber dem rbb darin kein Problem. Tierärztin Jeanette Koepsel ist anderer Ansicht. „Das ist für so ein Tier ein unglaublicher Stress. Das kann bis zum Tod (…) führen.“
Bei einem anderen Meerschwein, das in einer Brandenburger Zoohandlung gekauft wurde, muss die Veterinärin wegen einer solchen Verletzung sogar ein Antibiotikum spritzen. Bei einem Artgenossen aus diesem Geschäft erhärtet sich der Verdacht, dass es schwanger sein könnte. Ein Resultat der Gemischtgruppen-Haltung. Ebenfalls kritisch zu bewerten, denn so holen sich Käufer mitunter statt einem Meerschwein ungewollt gleich mehrere ins Haus. Der Händler rechtfertigt dieses Vorgehen gegenüber SUPER.MARKT damit, dass die Tiere in ihrer Heimat Peru auch nicht getrennt würden. Dort haben sie jedoch die freie Wildbahn zur Verfügung und nicht ein begrenztes Gehege.
Bei einem Kaninchen, gekauft bei Futterhaus, hat die Tierärztin den Verdacht auf einen Hautpilz und kritisiert: „Sowas darf man meiner Ansicht nach gar nicht verkaufen! Das können wirklich ansteckende Pilze sein, das ist ansteckend auch auf den Menschen, das ist eine Zoonose!“ Die betroffene Berliner Filiale schreibt dem rbb auf Nachfrage, das Kaninchen sei wegen einer Ohrenentzündung in Behandlung gewesen: „Von Seiten des Tierarztes wurde uns die Gesundheit des Tieres (…) 7 Tage vor dem Verkauf (…) attestiert. Warum die Dermatomykose bei dieser tierärztlichen Untersuchung nicht diagnostiziert wurde, prüfen wir derzeit.“
Alle Händler verweisen darauf, sich an die gesetzlichen Vorschriften zu halten. Allerdings reichen diese nach Ansicht von Tierschützern nicht aus.